Frühstück in Obock
Frühstück in ObockDschibuti, Dezember 2023
Mit Anbruch des Tages hatte es einen kräftigen Regenguß gegeben, den ersten, den wir in diesem Land erlebten, und so sehr wir uns des nachts auch verflucht hatten, in der lausigen Auberge l’Aube abgestiegen zu sein, so froh waren wir jetzt, sie noch nicht verlassen zu haben. Ein paar Minuten hatte es vehement aufs Wellblechdach geprasselt. Als der Regen nachließ, stieg verheißungsvoll ein Duft aus der Erde, und wir fuhren mit unserm Geländewagen ins Zentrum der kleinen Hafenstadt. Die Hauptgasse mit ihren Kaffeeständen beidseits der Fahrbahn, wo wir gestern mit Flüchtlingen aus Äthiopien und Eritrea Tee getrunken und frisch auf dem Kohlegrill gebackne Galettes gegessen hatten, war noch lebhafter bevölkert als am Abend zuvor, als ob es jetzt, nach dem Regen, alle gleichzeitig hierher drängte. Man saß auf grob zusammengenagelten Bretterbänken, kaum mehr als eine Handbreit überm Boden, die Tische nur wenig höher, so daß Ziegen und Katzen, die auch uns sogleich zusetzten, problemlos an Speisen und Getränke herankamen. Auf beiden Seiten der Gasse wurde gefrühstückt, jeder tunkte mit einem Stück Galette in seinen Alu-Napf voll Linsen. Die Katzen hatten es auf die Fischreste vom Vortag abgesehen, die, zerhackt zu aschfahlen Stücken, als weitere Beilage serviert wurden; die Ziegen auf alles andere. Mit einer Hand schob man sich einen Bissen in den Mund, mit der andern wehrte man die Zudringlichkeit der Tiere ab.
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