Die Stimmen des Hohen Atlas

Es ist laut im Gebirge. Während des Ramadans lassen die Imame bereits ab 2:40 Uhr morgens von sich hören, auf daß jeder gläubige Muslim vor Sonnenaufgang noch in Ruhe frühstücken kann. Spätestens um halb vier haken sie bei den Langschläfern nach, gegen vier mahnen sie das Ende des Frühstücks an, zehn Minuten später geht die Sonne auf und sie rufen zum Morgengebet. Wenn der eine gerade fertig ist, hebt der nächste im Nachbardorf an, dazu kommt das Geschrei der Maultiere und der Hähne, das nervöse Gebell der Dorfhunde, das Knattern des Windes in der Zeltplane. Bald drauf höre ich auch schon das Gemurmel der Betenden aus nächster Nähe: Mein Bergführer und seine beiden Mulitreiber sind hellwach, gleich werden sie mich zum Aufstehen und Aufbrechen drängen – ein Gutteil der Tagesstrecke will in der Kühle der Nacht und des Morgens zurückgelegt sein. (…)