Mit Berbern wandern

Mit Berbern wandernAuf Selbsterfahrungstrip im Sinaigebirge

erschienen/erscheint bei:

gekürzt u.d. Titel „Stille Nächte auf heiligem Boden“ in: Merian Ägypten, 20/10/11

Entstehungszeitraum: 12/07/2011 - 01/09/2011

Leseprobe

Am Vorabend fängt’s recht harmlos an: Nur eine Handvoll Touristen hat sich auf dem Berg Sinai alias Djebel Musa alias Mosesberg eingefunden, man knipst der sinkenden Sonne hinterher. Mit einem Mal jedoch wird’s laut: Ein Trupp Soldaten, wie sich später herausstellt, hat den Gipfel erreicht, alle aus Fidschi, abgestellt für die internationale MFO-Truppe, auf daß der Frieden zwischen Israel und Ägypten stabil bleibe. Erst als sich die Sonne in eine rote Scheibe verwandelt hat, kommt ihr Palaver zu einem Ende: Sie formieren sich zum Chor, singen eins ihrer herzergreifend schönen Kirchenlieder, in der sehr stillen Sekunde danach bricht die Nacht an.
Dann ruft ihnen der amtierende Teeverkäufer aus seinem Verschlag zu: „Stay overnight?“ Und als sie verneinen, sie hätten nur drei Tage Urlaub und müßten heute abend noch absteigen: „Moses stayed 40 nights, you should stay one!“
Ich bleibe übernacht, auf der Spitze des berühmtesten Berges der Welt, mittendrin im Naturpark „St Katherine Protectorate“, der mit seinen 4300 qkm das gesamte Gebirgsmassiv des Südsinai abdeckt, seit 2002 dessen Zentrum auch als Unesco-Welterbe. Nicht zuletzt der Sonnenauf- und untergänge wegen bin ich ja gekommen, der gewaltigen Kulissen dieser Landschaft wegen und all der Entdeckungen, die man darin tagsüber erwandern kann: Kapellen und Gräber von Sheiks, Höhlen frühchristlicher Einsiedler und Ruinen aus byzantinischer Zeit, Felszeichnungen und -inschriften aus 3000 Jahren.
Ab drei Uhr morgens wird’s dann allerdings richtig laut (…)