Von der Neuen Lesbarkeit zum Ende der Postmoderne

Von der Neuen Lesbarkeit zum Ende der PostmoderneEin paar Gedanken zur deutschen Literatur 1995-2015

erschienen/erscheint bei:

als Vortrag gehalten an der Osaka City University, 25.9.2014; in: アサヒ・ブルース – Asahi-Blues

Entstehungszeitraum: 09/07/2014 - 02/01/2015

Übersetzungen

japanisch (japanisch/日本語) 

Leseprobe

Zur Buchmesse 1995 veröffentlichte ich in einer überregionalen Tageszeitung einen Artikel unter dem Titel „Literatur muß sein wie Rockmusik“. Die Debatte um die deutsche Gegenwartsliteratur war damals gerade mal wieder neu entbrannt; angesichts der Übermacht der US-Bestseller mußte sie aus ihrer selbstgewählten Sackgasse heraus- und sich neu erfinden, wollte sie nicht marginalisiert werden.
Literatur muß sein wie Rockmusik, das ist eine gefährlich griffige These. Auch wenn die Rockmusik längst von anderen Musikrichtungen abgelöst worden ist, kommen Journalisten bei Interviews mit mir noch heute darauf zu sprechen, und das, obwohl sie oft nur die Überschrift des Essays kennen. Sie wollen wissen, was ich damals gemeint habe, ob ich noch dazu stehe und ob meine eignen Romane und Gedichte denn wie Rockmusik seien. Wie Rockmusik? Heutzutage würde ich vielleicht einen Artikel mit der Überschrift „Literatur muß sein wie Alternative Rock“ schreiben (und dabei an The Eels denken), vielleicht sogar „Literatur muß sein wie Trip-Hop“ (und dabei an Morcheeba denken). Die These, die ich damit verknüpfe, bleibt trotzdem immer dieselbe; sie lautet in etwa:
An interessanter deutscher Gegenwartsliteratur herrschte damals und herrscht heute kein Mangel. Aber etwas Interessantes ist noch lange nicht gut. Nicht selten ist es sogar auf interessante Weise mißglückt […]