Bildschirmschoner

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erschienen/erscheint bei:

u.d.T. „‘Die Schnöselhanseaten liegen tendenziell eher elbaufwärts‘“ in: DIE ZEIT, 1/8/02

Entstehungszeitraum: 23/07/2002 - 24/07/2002

Leseprobe

Was ist eigentlich Övelgönne:
a) ein altfriesisches Wort für Neid („Hej was vul van Övelgönne“)?
b) das Fest der Tag- und Nachtgleiche bei kasachischen Turkvölkern?
c) ein Sandstrand in Hamburg?
d) Kirchweih auf Hiddensee?
Eine Internet-Suchmaschine wie Google liefert auf diese Frage innerhalb von Sekundenbruchteilen „ungefähr 2260 Antworten“, freilich keine, die befriedigt. Doch daß es an Hamburgs nördlichem Elbufer tatsächlich einen Sandstrand gibt, weiß sogar ein Quiddje wie ich; und daß der schmale Plattenweg dorthin, den in Schlechtwetterpausen Hunderte von Spaziergängern bevölkern, zur Freude der Anwohner, daß der Weg, an dem früher Kapitäne, Lotsen und Fischer ihre Altersitze bauten (die heute gern von Künstlern und Neureichen bewohnt werden), daß also Deutschlands schmalste und spektakulärste Fußgängerzone Övelgönne heißt, das wissen selbst die Russen, die neuerdings hier auftauchen.
Denn seit 1911 gibt es an ebenjener Övelgönne, dort, wo ein steiler Fußweg den „Schulberg“ emporführt zur Elbchaussee, einen Getränkeausschank, seit einem Vierteljahrhundert heißt er „Strandperle“, und mittlerweile ist er zur zentralen Zapfstelle des gesamten Elbstrandes avanciert, ja, an heißen Sommerabenden, so scheint es, der gesamten Welt: Obwohl kaum mehr als ein Kiosk mit ein paar angeketteten Tischen und Stühlen, ist die „Strandperle“ heute ein weit über die Stadtgrenzen hinaus, sozusagen bis nach Rußland hinein bekannter Szenetreff, und in solch zahlreichen Artikeln wurde sie bereits bejubelt, daß all die andern Elbufercafés dagegen – bloße Elbufercafés bleiben: „Wie an der Côte d’Azur“, trötete die Bild-Zeitung, „Rimini in Övelgönne“, mühte sich die „Welt“ um einen noch unpassenderen Vergleich, „Hier trifft man immer wen zum Sabbeln und Saufen“, weiß wenigstens die hauseigene Werbebroschüre.
Immer? (…)