Die drei Lektionen der Stille
Die drei Lektionen der Stille
als Vorwort in: Rainer Groothuis: Wo das Land zu Ende ist. Hamburg (edel) 2009.
Nichts kommt dem Rauschen des mäßig bewegten Meeres gleich, dem desinteressierten Wellenschlag einer hörbar gewordenen Stille. Schon nach wenigen Minuten sind wir davon in der Regel derart vollständig erfüllt, daß wir im übrigen ganz zwangsläufig leer werden. War da eben noch eine Düne, ein Leuchtturm, ein Möwenschwarm, ein altes verrottetes Boot? Selbst Fernweh, Sehnsucht und all die romantischen Spekulationen, mit denen wir die Kulissen des Meeres so gerne anreichern, können sich jenem Sog nicht entziehen: Je länger wir hinausblicken ins flimmernde Gewoge, desto häufiger schließen wir die Augen und spekulieren über gar nichts mehr; je weniger wir es tatsächlich noch sehen, desto deutlicher hören wir es, rollt es als Meer an sich auf uns zu, von uns fort, erneut auf uns zu und in uns selber weiter und weiter, alswie der gleichmäßige Herzschlag dieser schrecklich schönen Welt.
Schön, weil Abglanz und Echo des Ewigen. Aber schrecklich? (
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