Die Rückseite der Sehenswürdigkeiten
Die Rückseite der SehenswürdigkeitenInterview: Alexis Wiklund
Gute Reise – Das Magazin für Bahn und Bus, Nr.4/2017
Ihr Reisebuch ist ein gutes Buch, um Sie und ihr Werk kennenzulernen, denn viele Ihrer Romane und Themen klingen in diesen Erinnerungen an. Ziehen Sie damit eine Art Zwischenbilanz auch Ihres bisherigen Lebens?
Schon beim Schreiben des Vorgängerbuchs – „42,195. Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken“ – habe ich gemerkt, daß ich mich als Autor nicht hinter einer literarischen Fiktion verstecken konnte, wie ich es ein Leben lang getan hatte. Ein Buch übers Laufen funktioniert nur, wenn es radikal ehrlich und autobiographisch beglaubigt ist. Zu meiner Überraschung hat mich das beim Schreiben sogar richtig befeuert. Genauso wollte ich es dann auch bei „Schrecklich schön und weit und wild“ halten, in beiden Fällen ist tatsächlich ein Zwischenresümee meines Lebens herausgekommen. Es ist freilich schwer, ein Etikett dafür zu finden! Ein Sachbuch ist es eigentlich nicht, ein Reiseführer erst recht nicht, es steckt ja voller Erzählungen. Die Engländer nennen so etwas „non-fictional literature“, das trifft’s eigentlich ganz gut.
Warum dieses Buch jetzt?
Der unmittelbare Auslöser war die Flüchtlingskrise. Weil ich erst da kapiert habe, daß wir den Anbruch einer neuen Epoche erleben. Dabei begann sie de facto schon mit 9/11 und all den Terroranschlägen danach, die sich ja auch immer wieder gegen Touristen richteten. Spätestens als sich ganze Urlaubsländer in Kriegsschauplätze verwandelten, hätte ich merken können, daß ich nicht mehr einfach so weiter und um die Krisenregionen herumreisen konnte, als wäre nichts geschehen. Als hätte sich damit nicht auch die Art des Reisens verändert, unsre Einstellung dazu, die Gedanken davor und dabei und danach. Es war dann doch erst die Flüchtlingskrise, die mir die Augen geöffnet hat.
[…]