Eine Lektion in Demut
Eine Lektion in DemutInterview: Volker Isfort
Abendzeitung, http://www.abendzeitung-muenchen.de, 20/7/15
Herr Politycki, der Schmerz ist beim Marathon ein treuer Begleiter. Warum tun Sie sich das an?
Natürlich tut ein Marathon weh, zumal er für uns Freizeitläufer im Vergleich zum Training streckenmäßig noch mal eine Schippe drauflegt. Aber dafür schenkt er uns im Ziel die ganz große Euphorie oder die ganz große Enttäuschung – er macht sämtliche Emotionen größer.
Schmerzen bleiben Schmerzen.
Klar, aber wenn man sich für Marathon entscheidet, darf man sie nicht ausblenden wollen. Beim Berlin-Marathon habe ich an den Getränkestationen erschreckend viele Tablettenfilmchen auf dem Boden liegen sehen: Da hatten Dutzende an Läufern Ibuprofen genommen, um den Schmerz wegzudrücken. Ich finde es absurd, die Erfahrung eines Marathons machen zu wollen, allerdings ohne das zentrale Mittelstück dieser Erfahrung, den Schmerz.
Sie schreiben: „Ein Läufer will den Schmerz überrennen, will ihn besiegen und sich selbst“. Ist das Ihre Hauptmotivation?
Für mich persönlich ist ein anderer Satz zentral: […]