Reisen weitet den Horizont

Reisen weitet den HorizontInterview: Dierk Wolters

erschienen/erscheint bei:

Frankfurter Neue Presse, 26/6/17, http://www.fnp.de

Entstehungszeitraum: 20/06/2017

Interview

Sie gelten als der Weltreisende unter den deutschen Schriftstellern. Ihre Bücher handeln häufig vom Unterwegssein. Was reizt Sie an der Ferne?

Als Schriftsteller bin ich Fachmann fürs Allgemeine und somit auch, wenn ich unterwegs bin, gerade weil ich mehr oder weniger reise wie jeder andre. Für mich ist Reisen eine Art Grundlagenrecherche, nicht nur über eine fremde Kultur, sondern auch über uns selbst. Reisen ist die Art von Arbeit, die ich als Freizeit empfinde; insbesondere das Scheitern ist dabei kostbar: das Verlaufen im Gassenwirrwarr, die Strapazen, die Niederlagen. Darin besteht nicht selten der größte Erkenntnisgewinn einer Reise.

Sie haben in 40 Jahren rund 100 Länder bereist. Nun bündeln Sie das alles in Ihrem neuen Buch. Worum geht es in „Schrecklich schön und weit und wild“?

Mich interessiert, was uns alle in die Ferne treibt, was uns womöglich verbindet, wenn wir dort über unsre Grenzen gehen, was wir uns davon erhoffen und was das über uns aussagt. Herausgekommen ist eine Art Reise-Logbuch, eine verkappte Autobiografie anhand eigener Reiseerlebnisse. Laufen, Reisen, Schreiben – das alles habe ich mit 16 begonnen, es hat mein Leben geprägt. Zu Beginn eines Marathons weiß man nie, ob man auch ankommt, beim Reisen und Schreiben ist es ähnlich, trotz Trainingsplan, Tourplan, Gliederung. Erst im Rückblick habe ich verstanden, daß mein Leben wie mein Schreiben durch Aufbruch und Rückkehr geprägt ist. Jedes Mal kehre ich als ein anderer zurück in meinen Alltag.

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