Warum zu Hause bleiben keine Alternative ist
Warum zu Hause bleiben keine Alternative istInterview: Gabriele Kiunke
1-21/6/17, in: Stuttgarter Nachrichten u. Stuttgarter Zeitung, 8/7/17; u.d.T. „Der Kuß der Fremde“ in: Südwestpresse, Neue Württembergische Zeitung, Rheinpfalz, 8/7/17.
Herr Politycki, was suchen Sie, wenn Sie reisen?
Oh, das verändert sich im Lauf des Lebens. Wenn man sich abnabelt von den Eltern, sucht man zunächst das Abenteuer – alles hinterm Horizont ist aufregender als das Zuhause. Man ist neugierig auf die Welt, ganz einfach deshalb, weil sie da ist und soviel größer als der Kreis, in dem man aufwuchs. Im Lauf der Jahre kam bei mir ein Interesse an fremden Kulturen hinzu. Und schließlich das Interesse an deren Alltagsleben. Manchmal schüttle ich darüber den Kopf, manchmal staune ich und sage mir: Ah, so geht das auch. Beides mitzunehmen ins eigene Leben und Denken weitet den Horizont.
Sind Ihre Ziele immer exotischer geworden, weil sie die Fremde suchen?
Seit der Jahrtausendwende hat sich die Weltlage dramatisch verändert, ist die Welt für den Reisenden immer kleiner geworden. Da fahre ich lieber in exotische Gegenden, solange sie noch halbwegs sicher sind. Zeit, die Côte d’Azur besser kennenzulernen oder Kopenhagen, so denke ich, ist später immer noch, das gehört ja zu unsrer europäischen Heimat. Reisen, wohin auch immer, ist ein verfluchter Wettlauf gegen die Zeitläufte, auch gegen die Begrenztheit des eigenen Lebens.
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