„Wir Schriftsteller gehen Fragen nach. Die Antworten gibt der Leser“
„Wir Schriftsteller gehen Fragen nach. Die Antworten gibt der Leser“Matthias Politycki im Gespräch mit Christoph Auffarth und Matthias Bormuth
Monika Eden (Hg.): Konstellationen. Gespräche zur Gegenwartsliteratur. Göttingen (Wallstein) 2018.
Gerade erschien sein neues Buch. „Sämtliche Gedichte 2017 – 1987“ steht auf dem Deckel. Dahinter versammeln sich auf 640 Seiten an die 400 wortgewordene Beobachtungen des Schriftstellers Matthias Politycki – Eindrücke aus dem Alltag sowie Erlebnisse in aller Welt. Seit fast 25 Jahren ist er in Hamburg kreativ – neben dem Schreiben und Reisen gehören lange Läufe mit Freunden zu seinen großen Leidenschaften. Morgen startet der 62-Jährige bereits zum dritten Mal beim Hamburg-Marathon. Allerdings nur über 16,4 Kilometer in einer Staffel des Literaturhauses Hamburg. Im Interview spricht Politycki über kostümierte Dauerläufer und die große Bedeutung vermeintlich lächerlicher Medaillen.
2012 meisterten Sie erstmals einen Marathon, vor drei Jahren schrieben Sie das Buch „42,195 – Warum wir Marathon laufen und was wir dabei denken“. Warum mußte das unbedingt sein?
Weil man beim Laufen den Menschen noch mal ganz anders kennenlernt, seine Sehnsüchte und Hoffnungen, wie er mit Schmerz umgeht und Niederlagen. All das ist viel mehr als bloßes Laufen, das ist der Stoff, aus dem das Leben ist, und zwar in solch unverstellter Direktheit, wie man ihn im Alltag kaum präsentiert bekäme.
Sie haben auch ein Gedicht über weibliche Fans an der Strecke verfaßt…
Politycki: Die drei als Cheerleader kostümierten Blondinen habe ich als Geschenk empfunden. Mit meinem Laufkumpel, den jeder nur Onkel nennt, stellte ich mir die Frage, warum wir als Männer ausgerechnet dann derartig abgefeiert werden, wenn wir nicht anhalten und darauf eingehen können. Noch während des Marathons entstand das Gedicht.
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