MitOhneMenschen
MitOhneMenschenMathias Bothor in der Galerie für Fotografie Persiehl & Heine, Hamburg, 20.2.-5.4.2008
Privatdruck der Galerie
Bilder verfremden, auf den Kopf stellen, bearbeiten kann mittlerweile fast jeder, der eine Digitalkamera besitzt; all jene Mätzchen wegzulassen und die Sache selbst in den Mittelpunkt zu rücken, gelingt nur dem, der nicht an der raffiniertesten, kennerhaft um verschiedene Ecken herumgedachten Lösung interessiert ist, sondern an der einfachsten, die bekanntlich die schwerste ist.
Damit freilich zielt er mit seinen Bildern nicht auf Pointe, sondern in die Mitte unsres ganz normalen Alltags; er wird sich nicht so sehr auf Filter, Weitwinkelobjektive und möglichst absurde locations verlassen, sondern auf sein bloßes Auge, und wenn er auf den Auslöser drückt, dann nur, weil er gerade etwas sieht, was übers bloß Dokumentarische oder künstlerisch Wertvolle hinausgeht.
Einer, der auf solch unbarmherzig einfache Weise Weltausschnitt an Weltausschnitt reiht und den Betrachter nötigt, sich deren Vor- bzw. Nachgeschichten selber dazuzudenken, ist Mathias Bothor; in den unaufgeregt mittig präsentierten Objekten seiner Bilder ist immer etwas ziemlich Aufregendes verborgen Anfang oder Ende einer ganzen Geschichte: Ist dort, wo jetzt nurmehr eine Einsame Lärche steht, gerade die studentische Wandergruppe aus dem Blair Witch Project verschwunden? Beginnt hinterm Lichtvorhang des Nebelbaumwirrwarrs das Reich der Elben? Und wer kommt da eigentlich auf dem unentrinnbar einfachen Bild mit dem Titel Sie kommen; ist das, was sich da als Nebel in einer ostdeutschen Abenddämmerungslandschaft zu tarnen versucht, in Wirklichkeit der Widerschein eines riesigen Ufos, das mit all seinen Positionslichtern und Suchscheinwerfern bereits knapp über der oberen Bildkante schwebt und in wenigen Minuten zur Landung ansetzen, uns eine Unheimliche Begegnung der dritten Art bescheren wird? Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier Herzsprung!
Und so geht es weiter, Bildgeschichte für Bildgeschichte