„MitOhneMenschen“

„MitOhneMenschen“Mathias Bothor in der Galerie für Fotografie Persiehl & Heine, Hamburg, 20.2.-5.4.2008

erschienen/erscheint bei:

Privatdruck der Galerie

Entstehungszeitraum: 17/01/2008 - 30/01/2008

Leseprobe

Bilder verfremden, auf den Kopf stellen, bearbeiten – kann mittlerweile fast jeder, der eine Digitalkamera besitzt; all jene Mätzchen wegzulassen und die Sache selbst in den Mittelpunkt zu rücken, gelingt nur dem, der nicht an der raffiniertesten, kennerhaft um verschiedene Ecken herumgedachten Lösung interessiert ist, sondern an der einfachsten, die bekanntlich die schwerste ist.
Damit freilich zielt er mit seinen Bildern nicht auf Pointe, sondern in die Mitte unsres ganz normalen Alltags; er wird sich nicht so sehr auf Filter, Weitwinkelobjektive und möglichst absurde „locations“ verlassen, sondern auf sein bloßes Auge, und wenn er auf den Auslöser drückt, dann nur, weil er gerade etwas sieht, was übers bloß Dokumentarische oder künstlerisch „Wertvolle“ hinausgeht.
Einer, der auf solch unbarmherzig einfache Weise Weltausschnitt an Weltausschnitt reiht und den Betrachter nötigt, sich deren Vor- bzw. Nachgeschichten selber dazuzudenken, ist Mathias Bothor; in den unaufgeregt mittig präsentierten Objekten seiner Bilder ist immer etwas ziemlich Aufregendes verborgen – Anfang oder Ende einer ganzen Geschichte: Ist dort, wo jetzt nurmehr eine „Einsame Lärche“ steht, gerade die studentische Wandergruppe aus dem „Blair Witch Project“ verschwunden? Beginnt hinterm Lichtvorhang des „Nebelbaumwirrwarrs“ das Reich der Elben? Und wer kommt da eigentlich auf dem unentrinnbar einfachen Bild mit dem Titel „Sie kommen“; ist das, was sich da als Nebel in einer ostdeutschen Abenddämmerungslandschaft zu tarnen versucht, in Wirklichkeit der Widerschein eines riesigen Ufos, das mit all seinen Positionslichtern und Suchscheinwerfern bereits knapp über der oberen Bildkante schwebt und in wenigen Minuten zur Landung ansetzen, uns eine „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ bescheren wird? Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet hier – Herzsprung!
Und so geht es weiter, Bildgeschichte für Bildgeschichte