Die Authentizität des Digitalen
Die Authentizität des Digitalen
Vortrag im Rahmen der Europäischen Literaturtage 2010, Schloss Spitz (Wachau), 24/9/10; gekürzter Vorabdruck u.d.T. „Die Würde und das Digitale“ in: Die Presse, 18/9/10.
Übersetzungen
Merkwürdig: Wann immer ich einen Beitrag für eine Zeitung geschrieben habe, kann ich mich mit einem Blick auf deren Online-Ausgabe nicht zufriedengeben; ich glaube erst an die Veröffentlichung, wenn ich auch ein gedrucktes Exemplar in Händen halte. Dabei bin ich seit 1997 systematisch internetaffinisiert worden, zunächst von Aspekte, das mich für ihr Projekt Novel in Progress auf der ZDF-Seite erst mal entsprechend verkabeln mußte ein existentieller Schock, von dem sich jedenfalls mein Füller nie mehr erholt hat. Darüber wie über das, was dann nolens volens folgte, habe ich mich andernorts ausführlich geäußert; ich will hier nur kurz erwähnen, daß ich meine Website, nämlich eine eigene Domain und die gestaltete Startseite, zu Weihnachten 2003 von meiner Frau geschenkt bekam: ein nachgerade kathartisches Erschrecken bei der Bescherung. Und in den Tagen danach ein anhaltendes Brüten, was der Besitz einer Website alles nach sich ziehen und mir den Rest meines Lebens an Last des Kümmerns und Aktualisierens und überhaupt an Totaldigitalisierung bescheren und wie das mit meiner Vorstellung vom Schriftstellerleben überhaupt zusammenpassen würde: Der Autor als Zeugwart, davon hatte ich als Schüler nicht geträumt; die eigene Website als digitaler Grabstein war auch nicht gerade das, was ich den Rest meines Lebens als Work in Progress betreiben wollte ( )