Reduktion & Tempo
Reduktion & TempoAls Erzähler unterwegs im 21. Jahrhundert
Wallstein Verlag, Göttingen
30.1.2017
Reihe: Göttinger Sudelblätter
Begründet von Heinz Ludwig Arnold
Hg. Von Thorsten Ahrend und Thedel v. Wallmoden
Mit einer Nachbemerkung von Martin Huber
48 Seiten, engl. Broschur
ca. 12,90 (D), 13,30 (A)
ISBN 978-3-8353-3062-7
Auch als E-Book
Weitere Formate und Veröffentlichungen
E-Book "Reduktion & Tempo"
Format: Kindle Edition
Dateigröße: 535 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 48 Seiten
Verlag: Wallstein Verlag; Auflage: 1 (30. Januar 2017)
Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l. https://www.amazon.de
9,99€
Als EPUB beim Wallstein https://wallstein-verlag.e-bookshelf.de
Über das Buch
»Das größte Abenteuer ist die Sprache« – das klingt gut, findet Matthias Politycki, aber eigentlich hält er diesen Satz für eine Armutserklärung notorischer Stubenhocker. Das heißt natürlich nicht, daß ein Schriftsteller Sprache weniger wichtig nehmen darf, Politycki bekennt, »in Sprache vernarrt zu sein wie eh und je«, aber dennoch: die wirklichen Abenteuer sind die Erfahrungen in der Welt, und die schlagen sich auch nieder in einer »wahrhaftigeren« Sprache. Ironisch blickt Politycki auf die eigenen Schreibanfänge vor Jahrzehnten zurück, auf die bemühte Artistik jener Werke, die ihm erst nach einem Prozeß längeren Erfahrungssammelns als solche erkennbar wurde. Vier Punkte benennt er, die für sein Schreiben konstitutiv sind, zwei inhaltliche, zwei formale: Relevanz, Authentizität, Tempo und Reduktion. Und wie Politycki dann den Marathonlauf zur Metapher des Erzählens erhebt, das ist überraschend, verblüffend, einleuchtend. Größtmögliches Tempo, keine Mätzchen, Konzentration aufs Notwendige mit Blick aufs Ergebnis.
Selten werden wohl Germanistentage von solch pointierten Eröffnungsvorträgen eingeläutet, beim Germanistentag 2016 in Bayreuth geschah es. Der Literaturwissenschaftler Martin Huber beschreibt in seiner Nachbemerkung, wie es dazu kam.
Leseprobe
Klischees übers Schreiben halten sich hartnäckig – das Klischee, daß sich Gedichte mit Endreim nicht auf der Höhe der Zeit befinden, das Klischee vom Schriftsteller als dem großen Einsamen am Rand der Gesellschaft, von seinem Ringen mit der leeren Seite, von seiner entsagungsvollen Distanz zum Leben … Eines der Klischees, das noch aus der klassischen Moderne stammt, führt mich mitten in mein Thema, es lautet: „Das größte Abenteuer ist die Sprache.“
Dieses bei Podiumsdiskussionen und Interviews gern geäußerte und als Beglaubigung gewichtiger Literatur beklatschte Wohlfühlstatement ist im Grunde eine Armutserklärung notorischer Stubenhocker. Welch jämmerlicher Begriff von Abenteuer liegt ihm zugrunde! Auch ich selbst habe jahrzehntelang an diesen Satz und das dahinterstehende Avantgarde-Konzept geglaubt. Das größte, das eigentliche Abenteuer ist die Sprache – das desavouiert einen Jon Krakauer ebenso wie einen Georg Forster, der sich auf Weltreise mit Kapitän Cook begab, einen Jack London ebenso wie einen Sven Hedin oder Bruce Chatwin. Und ihre Bücher gleich mit.
Heute sehe ich die Sache nüchterner: Der Schriftsteller ringt ein Leben lang mit der Sprache und erleidet dabei schwere Niederlagen. Das liegt jedoch nicht an der Sprache, es liegt an seinen begrenzten Fähigkeiten. Ebenjene Phrase, von einem Schreiner geäußert, würde lauten: „Das größte Abenteuer ist das Holz“, und hier wird die Hochfahrenheit des dahinterstehenden Gedankens sofort offenkundig. Kein Schreiner, der auf sich hält, würde diesen Satz äußern; wenn ich ihn als potentieller Kunde hören würde, ich würde mich auf der Stelle für einen anderen Schreiner entscheiden. Einen, der einfach seine Arbeit erledigt und den Tisch irgendwann abliefert. Seine Abenteuer mag er gern sonstwo suchen, aber bitte nicht ausgerechnet dort, wo er mir als Profi gegenübertritt […]
Pressestimmen
„Faszinierend gut lesbare Prosa“
(Walter Buckl, Donaukurier, 14/9/17)
„ein schmales Vademecum“
(Wolfgang Paterno, Profil 32, 7/8/2017)
„Eine Reihe von Ratschlägen für den Erzähler im 21. Jahrhundert […]. Ich frage mich, welche dieser vier Ratschläge auch für den Lyriker gelten.“
(Christophe Fricker, Dichterbriefe – Folge 21, auf: https://www.dasgedichtblog.de, 1.6.2017)
„Das alles liest sich sogar gut, verstehbar auch für Nichtgermanisten.“
(Salli Sallmann, kulturradio/RBB, 23.2.2017)