Immer geradeaus

Immer geradeausInterview: Jochen Temsch

erschienen/erscheint bei:

Süddeutsche Zeitung, http://www.sueddeutsche.de, 21/7/15.

Entstehungszeitraum: 18/07/2015

Interview

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/ Worauf haben Sie in den letzten Tagen vor dem Lauf verzichtet, um besser durchzuhalten?

Auf Treffen mit trinkfesten Freunden. Auf Schokolade, auf Schweinefleisch, auf … Ach, idealerweise hätte ich auf weit mehr verzichten müssen, vor allem auf die vielen Veranstaltungen unmittelbar vor dem Rennen. In der Woche vor einem Marathon soll man ja möglichst wenig tun. Aber den diesjährigen Hamburg-Marathon bin ich mit Takashi aus Osaka gelaufen, im Zeichen der Städtepartnerschaft; da hatten wir einige offizielle Termine zu absolvieren, vor allem wollte ich ihm aber auch schon mal die Strecke zeigen!

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/ Der erste Kilometer von mehr als 42 ist geschafft. Marathonlaufen hat viel mit Zählen und Zahlen zu tun. Sind Marathonläufer Kontrollfreaks?

Viele sind es, gleichzeitig behaupten sie natürlich, es nicht zu sein. Aber unsre GPS-Uhren sind einfach zu verführerisch: Man muß sie nach einem Trainingslauf nur per USB-Kabel mit der dazugehörigen Internetplattform verbinden, schon steckt man mitten im digitalen Lauftagebuch, das der Uhrenhersteller perfiderweise schon für jeden von uns angelegt hat. Hat man den ersten Lauf eingespeichert, ist man bereits abhängig. Und befreundet sich auf der Plattform mit anderen Läufern, um wenigstens auch sie zu kontrollieren.

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/ Wissen Sie schon nach den ersten Kilometern, ob Sie einen guten Lauf haben werden?

Das weiß ich schon vor dem Start. Ein Blick auf die zurückgelegten Trainingskilometer gibt in etwa die Zielzeit vor, mit der ich rechnen darf – oder muß. Ein zusätzliches Handicap sind unfreiwillige Trainingspausen wegen Krankheit oder Verletzung: Im Frühjahr 2015 kam bei mir alles zusammen […]