Innere Einkehr im Dixi-Klo

Innere Einkehr im Dixi-KloInterview: Alex Westhoff

erschienen/erscheint bei:

u.d.T. „‚Daran werde ich mich noch auf dem Sterbebett erinnern’“ in: motions events GmbH (Hg.): mainova Frankfurt Marathon 2016, Frankfurt 2017.

Entstehungszeitraum: 28/01/2017

Interview

Herr Politycki, der äußere Anlass für Ihr Buch „Schrecklich schön und weit und wild – Warum wir reisen und was wir dabei denken“ war der Flüchtlingsstrom im Sommer 2015. Wieso?

Das war der allerletzte Auslöser. Ich habe mir – wie wahrscheinlich andere Reisende auch – jahrelang schöngeredet, was in vielen Weltgegenden passiert ist, bin andernorts darum herum gereist. Auf Ceylon habe ich einmal in einem Hotel eingecheckt, in dessen Foyer einige Tage zuvor eine Bombe hochgegangen war. Trotzdem habe ich mir weiterhin eingeredet, das seien nur Einzelfälle. Aber dann wurden ganze Länder, ja halbe Erdteile zu Kriegsgebieten. Zu sehen, dass Menschen nach Europa aus ebender Fremde flüchten, die wir in Europa so faszinierend finden, hat mir meine Euphorie des Drauflosreisens dann doch genommen.

Es gibt da eingangs des Buches einige Hinweise auf eine gewisse Reisemüdigkeit. Gleichwohl kommen Sie dann im weiteren Verlauf doch zu dem Ergebnis, dass es keine Lösung sei, nicht in die Fremde zu reisen.

Gerade in Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, finde ich es wichtig, dass sich der Reisende als Realo unter all den Fundis zu Wort meldet. Deshalb ist und bleibt es für das Selbstverständnis unserer Gesellschaft zentral, dass wir weiterhin reisen. Ich rede nicht von Urlaubern, sondern von Menschen, die sich dem Fremden aussetzen und ihre Erkenntnisse einbringen ins öffentliche Gespräch. Auch die negativen Erkenntnisse, denn da gibt es nichts zu beschönigen.

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