Meine Frau hat mich gerettet
Meine Frau hat mich gerettetInteriew: Katrin Sachse
leicht gek. in: DIE BUNTE 26, 18/6/20
Viele Schriftsteller mögen die Frage nicht, ob der Inhalt ihrer Bücher der Wahrheit entspricht. Warum erzählen Sie ihren Lesern, daß Sie ein persönliches Erlebnis verarbeitet haben?
Grundsätzlich glaube ich, daß Erfahrungen, die man gemacht hat, die Phantasie beim Schreiben eher beflügeln. Allerdings hatte ich nie vor, über mein Afrika-Erlebnis zu schreiben. Die Geschichte hatte sich abgesetzt, ohne Groll und Trauma. Als ich 2018 allerdings einen Freund auf einer gemeinsamen Tansania-Reise ins Krankenhaus begleiten musste, kamen alle Erinnerungen wieder hoch – ich konnte mich nicht dagegen wehren. Und hatte panische Angst, mein kranker Freund könnte sich jetzt ebenso infizieren, wie es mir damals in Burundi passiert war.
Warum bleiben Sie im Roman so genau an der Wahrheit?
Eine Nahtoderfahrung, wie ich sie erlebt habe, kann man nicht erfinden, deshalb musste ich meine Geschichte wahrheitsgetreu erzählen. Geholfen hat mir, daß ich seit über 40 Jahren täglich Aufzeichnungen mache. Ich führe kein Tagebuch, sondern notiere in einem Kalender, was ich jeden Tag erlebt habe, gesagt oder gedacht. Auf diesen Fundus konnte ich jetzt zurückgreifen. Und es gibt natürlich die Erinnerungen meiner Frau, die damals noch meine Freundin war. Doch trotz aller Nähe zur Wirklichkeit bin ich nicht Hans, meine Hauptfigur, und Mara ist nicht meine heutige Frau.
Sie wären fast gestorben. Hat Sie das Todeserlebnis verändert?
Meine Einstellung zum Tod hat sich geändert. […]